Wahl des Bildausschnitts

11
Mrz

Die Wahl des Bildausschnitts ist der wichtigste Schritt in der Komposition eines Bildes, da dieser Teil dem Betrachter die Wirklichkeit zeigt. Dieser Teil wird durch den Bildrand begrenzt und die gesamte Gestaltung des Fotos spielt sich innerhalb dieses Rahmens ab. Auch inhaltlich wird vom Fotografen entschieden, Ausschnitte aus der Realität zu zeigen, die er für andere sichtbar, erzählbar und auch erlebbar macht.

Jeder Fotograf erzählt eine Geschichte

Jeder Fotograf erzählt eine Geschichte, deshalb ist es wichtig diese klarer, konzentrierter, leichter und auch interessanter für den Betrachter zu machen. Doch nicht selten leidet die Aufnahme darunter, weil sich der Fotograf nicht entscheiden kann, was er eigentlich dem Betrachter zeigen möchte. Alles scheint für den Fotograf interessant zu sein, egal ob Eiffelturm, die untergehende Sonne, Passanten oder Straßenmusikanten. Der Fotograf versucht irgendwie alle Elemente in einem Bild zu vereinen, da für ihn die Situation genauso gewesen ist und sehr stimmig war. Doch er lässt dabei eins ausser Acht: In der Realität nehmen wir nicht alles auf einmal wahr, sondern alles einzeln und nacheinander.

Der Betrachter hat den Eindruck, dass auf dem Foto ein unentschlossene Motiv-Durcheinander zu sehen ist und er weiß nicht, welches er sich zuerst ansehen soll. Deshalb ist es auch wichtig so wenig Bildelemente wie nur möglich auf das Bild zu nehmen, um das Bild schlüssiger, stimmiger und ausgefallener zu machen. Der Fotograf macht lieber drei oder vier Bilder, wo die anderen Motive zu sehen sind. Jedes einzelne Bild wirkt dann wesentlich ruhiger und eingängiger gestaltet.

Die Kunst des Fotografierens bedeutet in der Praxis: Konzentration, auf das wichtige und das Unwichtige Aussen vor zu lassen. Das Wesentliche unterscheidet sich jedoch immer davon, was man mit dem Bild genau zeigen möchte. In einer Übersicht sollte man natürlich mehr als bei einer Detailaufnahme zeigen. Wenn Sie beispielsweise eine einzelne Blume hervorheben, dann erzählt die Geschichte ein charakterisierendes Portrait. Zeigen Sie dagegen ein komplettes Blumenfeld so geht die Geschichte stärker in Richtung Milieustudie. Oder: Wenn Sie am Strand eine Handvoll Kleinkinder und aufpassende Eltern zeigen, so erzählen Sie von einem familienfreundlichen Strand.

Was man zeigt oder nicht zeigt

Der Betrachter geht immer davon aus, das alles was im Foto zu sehen ist, auch gezeigt werden soll. Ob Sie dies bewusst, unbewusst, geplant oder unfreiwillig getan haben, Sie haben es getan. Diese Präsentation sollte einer ganz bewussten und gezielten Entscheidung vorausgehen: Was ist ihr Thema und was unterstreicht die Fotoaussage? Was wollen Sie gar nicht zeigen oder was lenkt den Betrachter unnötig ab? Denn wichtig ist nicht nur das, was Sie zeigen, sondern auch das, was sie nicht dem Betrachter präsentieren. Um die Aufnahme klarer zu gestalten, sollten Sie viel weglassen, um dem Betrachter verstehen zu geben, dass er sich nur auf das wesentliche konzentriert. Wenn Sie jedoch zu viel weg lassen wird auch die Aufnahme unverständlich und könnte auch unklar und sogar nicht mehr interessant werden.

Falls Sie zum Beispiel den Kindergeburtstag ihres Sohnes fotografieren, wird dieser Anlass nicht ersichtlich, wenn Sie das Kind mit einem Papphütchen auf dem Kopf knipsen. Wenn Sie den Sohn mit den Geschenken fotografieren, könnte man auch denken, dass gerade Weihnachten ist. Sie sollten schon die Geburtstagstorte und ihn ins Visier nehmen und fotografieren. Weglassen können Sie natürlich die Schwester, die neben dem Jungen steht und gerade nicht ins Bild schaut.

Generell kann man sagen: Je mehr Sie zeigen, desto konkreter wird das Foto- je mehr Sie aber weglassen, desto allgemeingültiger und anonymer wird es auch werden. Checken Sie vorher, ob die einzelnen Bildelemente inhaltlich passen, die Aussage verständlich machen oder auch weggelassen werden können. Wenn Sie selbst genau wissen, was Sie fotografieren wollen, desto einfacher wird Ihnen dies auch fallen.

Man kann den Bildausschnitt auch gezielt dafür einsetzen, um den Betrachter in die Irre zu führen und ihn auch zu täuschen. Diese Möglichkeit wird immer dafür verwendet, um die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Wenn der Fotograf beispielsweise einen Bildschnitt zeigt, auf dem zusätzlich zu den 30 Personen auch noch der ganze Rathausplatz zu sehen ist, gibt er dem Betrachter zu verstehen, dass es sich nur um eine kleine Gruppe handelt. Füllen die Personen das gesamte Foto aus, so hat man das Gefühl, als würde diese Veranstaltung stark besucht werden. Es kommt halt immer darauf an, was man dem Betrachter zeigen möchte.